Das diskutierten am Donnerstag, 09.05.19 Rudi Raschke (Journalist), Maria del Mar Mena Aragon (Urbanes Freiburg/#1), Atai Keller (Kulturliste) und Ludger Kreilos Erichsen (Urbanes Freiburg/#13). Moderation: Sévérine Kpoti (Urbanes Freiburg/#14).
Ein Einblick zur ersten Verständigung über den Kulturbegriff: Kultur findet innen statt, Kultur ist output, Kultur ist Kunst, Musik und alles dazwischen, Kultur ist frei und institutionalisiert, Kultur von Jugendlichen ist anders als Kultur von Erwachsenen, Kultur ist Widerstand,
Rebellion und Hochkultur, Kultur wird finanziert und Kultur ist eine brotlose Kunst, Kultur bleibt für immer und war gestern anders als heute.
Was eint alle Gäste an diesem Abend? Eine Leidenschaft für ihre Kultur und solidarische Gedanken für alle anderen, die für eine andere Kultur stehen. Der Wunsch nach freier Entfaltung und nach einem vielfältigen Angebot. Die Vision, dass Kultur in all ihren Facetten als Bereicherung und nicht als Störung oder nette Nebensache wahrgenommen wird. Der Wille, dass Freiburg eine neue Welle zur Weiterentwicklung der Kultur initiiert, auf der gemeinsam gesurft wird – alle in ihrem Tempo und alle auf ihren Surfbrettern.
Für eine neue Kulturwelle in Freiburg braucht es allerdings geeignete Rahmenbedingungen: eine enge und wohlwollende Kooperation mit den städtisch Zuständigen, ein Konzept für finanzierbare Räume, die (sub)kulturelle Entwicklung erst ermöglichen und Nachbar*innen, die diese Räume anerkennen. Dabei kreisen die Diskutierenden auch um die Frage, ob das Amt für Öffentliche Ordnung hierbei die Rolle des zentralen Verhinderers einnimmt oder es nur die mittlerweile zahlreichen und kaum einzuhaltenden verschiedenen Gesetze umsetzt? Deutlich wird, dass sich hier viele negative Erfahrungen eingebrannt haben. Gleichwohl wird die aktuelle Chance betont, dass der neue Amtsinhaber einen Kurswechsel einläutet – diese Chance muss aber auch genutzt werden!
Die notwendige Lobby könnte hier durch eine Interessensbündelung der Kulturschaffenden und kultureller Initiativen erreicht werden – ein guter Ansatz finden die Beteiligten, aber es bleibt (zunächst) bei einer Idee. Klar ist aber: wenn, dann geht es nur generationenübergreifend. Vielleicht mit einer Neuauflage des 2008 veröffentlichen Kulturkonzepts und einer vorausgehenden Bestandsaufnahme der kulturellen Initiativen und Angebote in der Stadt.
Die anregenden Diskussionen im Anschluss an die Veranstaltung zeigen: es gibt noch viel zu tun, es gibt auch noch einiges auszuhandeln, aber es gibt auch einen gemeinsamen Willen. Für die Anerkennung und die Ermöglichung einer vielseitigen Freiburger Kultur – für Kultur als Standortfaktor.